Neulich wurde ich gefragt, ob man mit zwei verschiedenen RAW-Konvertern das gleiche Ergebnis erzielen kann?
(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS @32.9mm, 1/60s, f/8.0 und ISO160)
“Im Prinzip ja, aber wir müssen auf einige Dinge Acht geben.“ Wie so oft steckt auch hier der Teufel im Detail und um die Frage wirklich beantworten zu können, habe ich versucht ein Bild mit zwei RAW-Konvertern zu entwickeln.
Der eigentliche Hintergrund der Frage war nämlich, ob ein Wechsel des RAW-Konverters Sinn machen könnte. Dazu kann ich die Antwort gleich hier geben. Wechseln würde ich (m)einen Konverter nur, wenn ich mit dem neuen Konverter einen schnelleren Workflow oder durch mögliche Zusatzfunktionen eine höhere Produktivität erreichen kann, mir also mehrere Tools spare. Zum Beispiel bieten einige Konverter inzwischen die Möglichkeit auch Panoramen und Focus-Stacking zu entwickeln. Gerade was den Workflow und dessen Geschwindigkeit angeht, hängt hier sehr viel von einer guten Einarbeitung ab.
Doch nun zu meinem kleinen Versuch.
Demosaicing der RAW-Datei
Durch den Einsatz unterschiedlicher Algorithmen zur Interpretation des Inhalts einer RAW-Datei, kommt es zu verschiedenen Ergebnissen. Wie immer gibt es hier eine Ausnahme, wenn zum Beispiel im Hintergrund auf DCRaw oder Adobe Camera RAW zurück gegriffen wird. DCRaw verwenden in der Opensource-Welt eine Reihe von Konverter und Camera RAW ist die gleiche Engine, die bei Adobe Produkten wie Photoshop (auch Elements) und Lightroom zum Einsatz kommt.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es hier durchaus Unterschiede gibt. Diese sind aber gering oder können mit unterschiedlichen Maßnahmen während der Entwicklung oftmals ausgeglichen werden.
Der Funktionsumfang von RAW-Konvertern
Zusätzlich müssen wir uns über die unterschiedlichen Funktionsumfänge von RAW-Konvertern Gedanken machen. Es ist nämlich nicht so einfach eine Abgrenzung zur Bildbearbeitung zu finden. Ebenen, Effekte, PlugIns und dergleichen sind Funktionen, die für mich in die Bildbearbeitung gehören und darum ziehe ich hier meine Grenze, wenn auch mit schwammigem Grenzverlauf.
Mit welchen RAW-Konvertern probieren wir das den jetzt?
Um den Vergleich führen zu können, habe ich mich für die beiden folgenden Konverter entschieden:
Und dabei auf Einstellungen und Effekte beschränkt, die auch der andere Konverter auf die eine oder andere Art bietet. Möglich ist damit zum Beispiel eine Vignette, Monochrom beziehungsweise eine Filmsimulation, aber nicht ein Effekt wie der Dynamic Contrast (dynamischer Kontrast) den es ihn in ON1 Photo RAW gibt, aber nicht in Exposure X5.
Workflow
Zur Entwicklung habe ich den folgenden Workflow angewandt.
Allerdings benötigte das gewählte Bild keine lokalen Korrekturen.
Die Interpretation der RAW-Datei
An diesem Punkt bin ich dann gleich über das erste Problem gestolpert. Soll ein Bild mit den möglichst gleichen Arbeitsschritten entwickelt werden oder zählt nur das Endergebnis? Ich bin der Meinung, dass nur das Ergebnis zählt, habe mich aber trotzdem dazu entschieden in einzelnen Schritten der Sache näher zu kommen. Der erste war auch gleich das laden der RAW-Datei mit dem richtigen Preset. Genau, was ist den der richtige Preset? ON1 Neutral, sah mir genauso wenig danach aus wie die Standard-Einstellung von X5. Darum habe ich die Option Linear RAW gewählt, die in ON1 Photo RAW angeboten wird und bin damit gleich in das erste Problem gelaufen, denn X5 bietet diese Option nicht. Jedoch kann man diese mit ein wenig Geschick in Form einer DCP-Datei (Digital Camera Profile bzw. DNG Camera Profile) nachrüsten. Was ich auch gemacht habe und in einem weiteren Blog beschreiben werde. Letztendlich wurde in beiden Konvertern die RAW-Datei als lineares RAW ohne irgendwelche Optimierungen geladen.
Das erste Bild zeigt die Version aus ON1 Photo RAW.
Das folgende Bild das Ergebnis aus Exposure Software X5.
Bei beiden Bildern erfolgte noch ein Zuschnitt im originalen Seitenformat 3:2.
Die Bilder zeigen damit eine recht große Ähnlichkeit, wenn auch die ON1 Version heller erscheint, was sich durch unterschiedliche Histogramme belegen lässt. Damit ich bei der Anzeige frei von den Interpretationen der RAW-Konverter bin, verwende ich hier den FastRawViewer der neben RAW-Dateien auch JPEGs analysieren und darstellen kann.
Das linke Histogramm zeigt das mit ON1 Photo RAW importierte Bild, das rechte die X5 Version.
Anpassung der Grundeinstellungen
In diesem Bearbeitungsschritt habe ich die Belichtung, mit Höhen und Tiefen so angepasst, dass die von mir gewünschte Bildwirkung erreicht wird. Die Belichtung wurde bei beiden Konvertern auf -0,25 Blendenstufen korrigiert und eine möglichst gleiche Tonwertkurve verwendet.
Als erstes seht ihr wieder die Version aus ON1 Photo RAW und das zweite Bild wurde aus Exposure Softwae X5 exportiert.
Dazu die passenden Tonwertkurven.
Die linke Tonwertkurve zeigt das mit ON1 Photo RAW entwickelte Bild, das rechte die X5 Version. Zum Thema Tonwertkurven mache ich auch noch ein extra Blog.
Zum Abschluss habe ich dem Bild noch jeweils eine Vignettierung am Rand hinzugefügt und es bei seinen entsätigten Farben belassen.
(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS @32.9mm, 1/60s, f/8.0 und ISO160) – ON1 Photo RAW
(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS @32.9mm, 1/60s, f/8.0 und ISO160) – Exposure Software X5
Meine Erfahrung ist, dass es beinahe egal ist welchen RAW-Konverter man verwendet. Der wichtigste Punkt ist die Einarbeitung in den Konverter um wirklich die Feinheiten der Regler und Funktionen zu kennen und anwenden zu können. Danach steht der Entwicklung der Bilder nichts mehr im Wege und es sind zumindest vergleichbare Ergebnisse möglich. Letztendlich ist das Endergebnis eines Bildes immer subjektiv. Ein Bild ist in den seltensten Fällen so, wie ihr das gesehen habt sondern wie ihr das haben wollt. Wir drehen an den Reglern um nicht die realen sondern die besten Einstellungen zu erzielen.
Das erste Bild in diesem Blog, habe ich dann so entwickelt wie ich es abschließend haben wollte
Bis zum nächsten Mal und vielen Dank das Ihr vorbei geschaut habt.
Euer Albfotograf
Ohne das ich einen vergleichbaren Test mit den RAW Konvertern gemacht habe die ich kenne, hätte ich rein Gefühlsmäßig gesagt das da im Prinzip mit jedem RAW Konverter das selbe Ergebnis erzielt werden kann. Auch ich trenne die Funktionen der Bildbearbeitung eigentlich von der RAW Konvertierung, aber es ist schon so das immer mehr solcher Funktionen in die RAW Konverter Einzug halten.
Einer meiner Bekannten schwört inzwischen für seine Fuji Kamera auf Capture One, kein anderer RAW Konverter würde bei Fuji Bildern bessere Ergebnisse liefern. Er hat aber auch nur mit Lightroom und ON1 Photo RAW verglichen soweit ich das jetzt weiß
LikeLike
Ja C1 werden magische Fähigkeiten mit Fuji-RAWs nachgesagt. Ich komm nur mit dem Programm nicht wirklich zurecht und habe dazu bei ON1 und auch Exposure keine wirklich schlechten Ergebnisse. Prints mit 120x90cm an der Wand sind tadellos …
Darüber stelle ich mir noch eine weitere Fragen, wie stark verändert sich das zu Beginn interpretierte RAW durch den generellen Bearbeitungsprozess?! Im Verlauf der Bearbeitung wird ja an einer Vielzahl von Reglern gedreht und der eine oder andere Effekt angewendet.
Beste Grüße! 🙂
LikeLike