RAW-Konverter Update 2025 – KI, Evolution und ein bisschen Souveränität

Intro

Wer 2024 dachte, in Sachen RAW-Konverter könne nicht mehr viel passieren, der irrt. 2025 zeigt sich als Jahr der ruhigen, aber beständigen Fortschritte: weniger große Revolutionen, dafür verlässliche Evolution mit KI-Tuning an vielen Ecken. Fast jedes Programm wirkt inzwischen ein Stück reifer, runder und besser verzahnt mit modernen Workflows – und wenn es überhaupt einen Trend gibt, dann den, dass KI längst vom „WOW-Feature“ zur ganz normalen Werkzeugkiste geworden ist und manchmal keine explizite Erwähnung mehr findet. Da kann man durchaus einen Vergleich zu den Waschmaschinen der 1990er Jahre ziehen, die auf Basis einer Fuzzylogik Anpassungen an den Waschprogrammen durchführten und damit streng genommen schon KI nutzten. Nur steht das heute auf keiner Waschmaschine mehr drauf.

Parallel dazu entsteht ein zweiter Trend: eine wachsende Sehnsucht nach digitaler Unabhängigkeit, die Open-Source-Projekte wie darktable, RawTherapee oder ART in ein neues Licht rückt.

(Fujifilm X-T5 mit TAMRON 11-20mm F/2.8 DiIII-A RXD B060X @14.8mm, 240s, f/6.3 und ISO125)

Wie bereits im letzten Jahr beobachte ich die Entwicklung der Unterstützung für Windows on Arm (WoA). Einige RAW-Konverter haben in der Zwischenzeit Fortschritte gemacht und unterstützen diese modernste Windows-Plattform, ohne Emulation.

Open-Source-RAW-Bearbeiter

Im Open-Source-Bereich tummeln sich die drei Platzhirsche – und natürlich gibt’s noch einiges mehr. Mit RapidRAW erschien in diesem Jahr ein neuer Stern am Himmel, dem ich aber einen eigenen Artikel auf meiner To-Do-Liste reserviert habe.

ART (a fork of RawTherapee) 1.25.x

ART ist der Geheimtipp für alle, die RawTherapee mögen, sich aber eine modernisierte Bedienung und einen klareren Entwicklungsfokus wünschen. Die aktuelle Version bringt spürbare Performance-Verbesserungen, feinfühligere Tonwertmodule und eine erweiterte Maskierungslogik, die viele Eingriffe einfacher macht. Besonders schön ist, dass ART trotz seiner technischen Tiefe angenehm zugänglich bleibt und nicht so überladen wirkt wie manche großen Konkurrenten. Der Entwickler hält weiterhin einen schnellen Update-Rhythmus, ohne das Projekt zu überfrachten – genau das macht ART so charmant. Alles wirkt wie RawTherapee, aber entspannt und mit klarer Richtung.

Hier findet ihr den Versuch einer Unterscheidung zwischen RawTherapee und ART, allerdings in englischer Sprache.

https://marcrphoto.wordpress.com/2025/04/18/art-vs-rawtherapee-overview-other-versions-downloads-how-to-use/

Entwickler | Neuheiten | Open Source | WoA

darktable 5.2.1

darktable hat mit Version 5.2 ein ausgesprochen rundes Update bekommen. Die neue Side-by-Side-Snapshot-Ansicht macht Vergleiche endlich intuitiv, und die neue Exportlogik spart Zeit, wenn man mit verschiedenen Presets arbeitet. Auch Masken und Rasterwerkzeuge wurden weiter verfeinert, sodass dunkle, selektive Anpassungen spürbar einfacher gelingen. Dazu kommen Leistungsverbesserungen und die Aufräumaktion, ältere Module aus dem System zu nehmen – ein Schritt, der das Projekt langfristig stabiler macht. Wir dürfen dann an Weihnachten auf das nächste große Release von darktable gespannt sein und schauen was unter dem Baum liegen wird.

Community | Neuheiten | Open Source | WoA (über die nightly builds)

RawTherapee 5.12

RawTherapee entwickelt sich weiterhin im gewohnten Tempo: technisch und mit gemach. Neue Builds bringen vor allem verbesserte Rauschmodule, ein paar moderne UI-Touchups und zahlreiche kleine Korrekturen unter der Haube. Wer maximale Kontrolle möchte, findet hier weiterhin eine riesige Sammlung fein justierbarer Regler, die kaum ein anderer Konverter in dieser Tiefe bietet. Die Lernkurve ist hoch, aber fair – und belohnt diejenigen, die sich gern in ihre RAWs vertiefen wollen. Darüber hinaus unterstützt RawTherapee seit diesem Sommer auch Windows on Arm Smile

Community | Neuheiten | Open Source | WoA

Adobe Lightroom (Classic 15 und 9.0)

Bei Adobe geht es wie gewohnt um Evolution statt Revolution: Die KI-Maskierungsfunktionen wurden weiter verfeinert, generative Retusche ist besser und schneller geworden und das Zusammenspiel zwischen Cloud-Version und Classic ist reibungsloser. Lightroom Classic profitiert weiter von Performance-Boosts, besonders beim Scrollen durch große Kataloge und beim Rendering komplexer Masken. Die Cloud-Variante bekommt Stück für Stück Funktionen nachgereicht, die Classic seit Jahren hat – Adobe versucht hier, beide Welten langfristig zu verschmelzen. Unterm Strich bleibt Lightroom der Allrounder, der (fast) alles kann, allerdings nur im Abo und ohne echte Datenhoheit.

Hersteller | Neuheiten | Preise bei Amazon | 2 Computer /  Benutzer | WoA

Affinity Studio 2025

Der kumulierte Nachfolger von Affinity Photo, Designer und Publisher heißt einfach nur Affinity und ist kostenlos! Canva sieht Affinity als Frontend für seine Dienste in der Cloud, welche dann als Erweiterung gebucht werden können, was aber nicht bedeutet das es sich bei Affinity ohne die Canva-Dienste über eine reduzierte Version handelt. Das aktuelle Affinity bietet alle Funktionen aus Affinity 2.5.

Affinity ist kein Adobe-Killer, aber eine strategische Kampfansage. Canva erreicht damit eine große Anzahl seiner Benutzer von Web-Anwendungen und bietet dazu viele professionelle Funktionen der ehemaligen Affinity Suite.

Hersteller | Neuheiten | kostenlos mit der Möglichkeit Erweiterungen von Canva zu kaufen | Registrierung bei Canva notwendig | WoA

Capture One 16.7

Capture One konzentriert sich seit einiger Zeit stärker auf Workflow-Komfort und KI-gestützte Automatisierungen – besonders sichtbar in der verbesserten Motiverkennung, schnelleren Maskenerstellung und dem reorganisierten Farbeditor. Die Software fühlt sich weiterhin wie das präziseste Werkzeug im Profi-Segment an, besonders für Studio- und Porträtfotografie. In der aktuellen Version wurde zudem die Performance auf ARM-Systemen weiter optimiert, auf eine native Unterstützung der Prozessorplattform müssen wir noch warten. Ein paar ehemals geliebte Funktionen sind kostenpflichtigen Add-Ons gewichen, was nicht jedem gefällt. Trotzdem bleibt Capture One ein Werkzeug mit außergewöhnlicher Bildqualität und Kontrolle.

Hersteller | Neuheiten | Preise

DxO PhotoLab 9

PhotoLab profitiert massiv von der DeepPRIME-Technologie, die in der neuesten Iteration noch einmal verfeinert wurde. Die Kombination aus optischen Modulen und KI-Demosaicing sorgt weiterhin für eine Bildqualität, die viele als Referenz empfinden. Die lokalen Bearbeitungsmöglichkeiten wurden ausgebaut, sodass PhotoLab inzwischen näher an Lightroom heranrückt, was Flexibilität angeht. Gleichzeitig bleibt das Tool klar strukturiert. Ein weiterer positiver Punkt von DxO ist, dass die Unterstützung von neuen Kameras und Objektive auch für ältere Versionen geliefert wird, so dass ein Update durch den Kauf einer neuen Kamera nicht zwingend notwendig ist.

Wo viel Licht ist, sind auch Schatten … so richtig rund wird DxO PhotoLab nur wenn das aktuelle FilmPack verwendet wird, da nur in Verbindung mit diesem Luminanz-Masken möglich sind. Dazu ist die Verwendung von ViewPoint ebenfalls sinnvoll, was den Preis der Gesamtlösung nochmals erhöht.

Wer seine RAW-Dateien perfektionieren will, findet hier ein starkes Werkzeug.

Aber man kann auch nur die RAW-Engine von DxO verwenden, die gibt es in Form von DxO PureRaw als einzelnes Produkt das sich in der Regel von der eigenen Entwicklungsumgebung aufrufen, oder als Plug-In integrieren lässt.

Hersteller | Neuheiten | Preise und Upgrade | Elite = 3 Computer; Essentials = 2 Computer / Benutzer

DxO PureRAW 5

PureRAW 5.3 markiert einen wichtigen Punkt: Die DeepPRIME-XD3-Verarbeitung für Fujifilm X-Trans ist jetzt final und nicht mehr Beta. Das war lange ein Kritikpunkt der Fuji-Fotografen, aber die neue Implementierung holt aus den X-Trans-RAWs von Fujifilm heraus, was herauszuholen ist – und zwar sichtbar besser als die meisten Mitbewerber. PureRAW fühlt sich weiterhin wie eine Art „Vorreiniger“ an, der dem eigentlichen Editor perfekte Ausgangsdaten liefert. Die Bedienung bleibt dabei bewusst minimalistisch. Für alle, die wenig schrauben, aber maximale Qualität wollen, ist PureRAW eine absolute Empfehlung.

Hersteller | Neuheiten | Preise und Upgrade | 2 Computer / Benutzer

Iridient X-Transformer 4.x

Der kleine, hochpräzise Fuji-Spezialist ist auch 2025 ein Werkzeug für Puristen. Iridient liefert weiterhin eines der saubersten Demosaicings im Fuji-Bereich und bleibt ein Favorit unter Fotografen, die das Maximum aus X-Trans holen wollen. Die Updates sind punktgenau: neue Kamera-Profile, optimierte Feinanpassungen der Algorithmen und verbesserte DNG-Kompatibilität. Iridient bleibt unscheinbar, aber brillant – ein sehr fokussiertes Tool, das einfach liefert. Man braucht nicht viel darüber nachzudenken, man benutzt es einfach. Da es den Iridient Transformer auch für Canon (C-Transformer), Nikon (N-Transformer), Olympus (O-Transformer) und Sony (S-Transformer) gibt, kann man auch bei diesen Kamerasensoren von den ausgefeilten Algorithmen profitieren. Allerdings kommt der X-Transformer mit den Fujifilm X-Trans-Sensoren besonders gut zurecht und eröffnet damit ein neues Level beim Demosaicing.

Hersteller | Neuheiten | Preise und Upgrade | Keine Begrenzung der Installation / Benutzer

ON1 Photo RAW 2026.x

Der große KI-Fokus von ON1 wird konsequent weitergeführt: Die automatisierte Maskierung, KI-Retusche und die „Super-Select“-Werkzeuge wurden noch einmal schneller und präziser. Das Programm wirkt wie ein Schweizer Taschenmesser – man kann fast alles tun, aber manchmal wird es schlicht zu viel. Die RAW-Qualität hat sich verbessert, ist aber in einigen schwierigen Szenen immer noch nicht ganz auf dem Niveau von DxO oder Capture One. Dafür ist ON1 unglaublich flexibel und eignet sich gut für Fotografen, die kreative Eingriffe lieben und gern mit KI-Effekten experimentieren. Ein Tool, das Spaß macht, solange man nicht Pixel-Perfektion erwartet. Will man aber ein annähernd perfekt dekodiertes lineares DNG in ON1 Photo RAW verarbeiten, empfiehlt es sich einen Blick auf den Iridient X-Transformer oder DxO PureRaw zu werfen, quasi als Vorstufe des Verarbeitungsprozesses in ON1 Photo RAW. Zum Schluss nochmals ein Kommentar zur Qualität. Das Foto oben, wurde mit ON1 Photo RAW dekodiert und zeigt keine Schwächen, schlecht ist ON1 Photo RAW 2026.1 also bei weitem nicht.

Hersteller | Neuheiten | Preise | 2 Computer / Benutzer

Skylum Luminar Neo 1.25.x

Luminar Neo setzt weiterhin voll auf kreative KI-Funktionen mit ihren typischen „Gen-Tools“ – Himmel ersetzen, Objekte erzeugen, störende Elemente entfernen. Die Bildqualität selbst wurde verbessert, und auch die Performance wirkt mittlerweile reifer und stabiler als in früheren Versionen. Das Programm hat einen klaren Fokus: kreative Look-Erzeugung in kürzester Zeit. Für Puristen ist das manchmal zu viel Magie, für Instagram-Fotografinnen oder Porträt-Künstlerinnen dagegen ein Traum. Neo bleibt ein Werkzeug, das Emotionen über Präzision stellt und sich damit einen großen Kreis von Fotografen erschließt.

Hersteller | Neuheiten | Preise | 2 Computer / Benutzer mit dem Pro-Abo | WoA

Topaz Photo AI 4.0.x

Topaz Photo AI bleibt ein Spezialist für das, worin viele RAW-Konverter schwächeln: Rauschreduzierung, Schärfung und Upscaling. Die aktuelle Version arbeitet mit deutlich konsistenteren Ergebnissen, besonders bei hohen ISO-Werten oder leicht unscharfen Motiven. Auch die RAW-Eingangsqualität wurde verfeinert, sodass man jetzt seltener Artefakte sieht. Trotzdem ist Topaz weniger ein klassischer RAW-Entwickler und mehr ein „Korrektur-Meister“. Für diese Aufgabe hat er noch Werkzeuge zur Staub- und Kratzerentfernung bekommen und auch ein verbessertes Face Recovery. Wer schwierige RAWs retten möchte, bekommt hier Werkzeuge, die manchmal echten Zauber leisten.

Leider hat sich auch hier das Lizensierungsmodell geändert. Topaz Photo AI 4.04. ist das letzte Update der “alten” Einzelanwendung. Es erhält nur noch gelegentliche Kompatibilitätspatches und keine neuen KI-Modelle oder Funktionen mehr.

Topaz Labs hat im September 2025 auf ein reines Abonnementmodell umgestellt.
Alle neuen Funktionen, zukünftige KI-Modelle (wie „Starlight“ oder „Wonder“) und die Weiterentwicklung finden ausschließlich in den neuen „Studio“-Anwendungen (z.B. „Topaz Photo“ anstelle von „Photo AI“) statt, die nur noch per Abonnement erhältlich sind. Was zumindest indirekt die Attraktivität von Alternativen aus dem Open Source-Bereich erhöht, welche sich dann vom Ergebnis an Topaz Studio messen müssen.

Hersteller | Neuheiten | Preise und Upgrade | 2 Computer / Benutzer

Zoner Studio

Zoner bleibt die pragmatische All-in-One-Lösung, die Bildverwaltung, RAW-Entwicklung und Layout-Features verbindet. Die RAW-Engine wurde weiter verbessert, besonders im Bereich Farbprofile und Lokalmaskierung. Auch Cloud- und Team-Funktionen wurden runder, was Zoner für kleine Studios interessant macht. Die Software wirkt weniger spektakulär als Lightroom oder Capture One, aber dafür erstaunlich vielseitig und bodenständig. Ein sympathisches Werkzeug für alle, die alles gern in einer Oberfläche erledigen.

Hersteller | Neuheiten | Preise und Upgrade | pro Benutzer und unabhängig vom Computer

Damit wären wir mit den RAW-Bearbeitern (sorry Konvertern) durch.

Digitale Souveränität: Warum das Thema wichtiger wird

Interessant ist, dass 2025 nicht nur technische, sondern auch strategische Fragen eine Rolle spielen. Immer mehr Fotografen möchten nicht ausschließlich von großen US-Firmen abhängig sein – sei es aufgrund von Abo-Modellen, Datenschutz oder langfristiger Kontrolle über die eigenen Workflows. Open-Source-Projekte wie darktable oder ART gewinnen dadurch an Bedeutung, weil sie keine versteckten Kosten haben und weder Cloud-Zwang noch Online-Login benötigen. Gleichzeitig zeigen sie, dass freie Software keineswegs hinterherhinkt, sondern mitunter überraschend modern und leistungsfähig ist. Digitale Souveränität heißt hier nicht Verzicht, sondern Freiheit.

Fazit

2025 fühlt sich in der Welt der RAW-Entwickler an wie ein ruhiges, aber sehr solides Jahr. Kein Konverter erfindet alles neu, aber fast jeder wird besser – schneller, sauberer, smarter. KI ist endgültig Alltag geworden, aber nicht mehr das Marketing-Feuerwerk, sondern ein Werkzeug zum effizienteren Arbeiten. Wer auf absolute Bildqualität setzt, ist mit DxO (oder PureRAW + Editor) bestens beraten; wer Freiheit und Kontrolle sucht, bekommt mit darktable, RawTherapee und ART fantastische Alternativen. Und wer Spaß an kreativen Looks hat, findet weiterhin in Luminar oder ON1 seine Spielwiese. Insgesamt erlebt die RAW-Entwicklung gerade eine Reifephase – und das ist genau das, was ich will.

Bleibt mir gewogen, euer Albfotograf

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