John Muir endete vor langer Zeit einen Brief mit den Worten “The mountains are calling, and I must go …”
Genau genommen ist das nur die halbe Wahrheit – oder besser gesagt: die erste Hälfte des Satzes. Der vollständige Wortlaut und die Geschichte dahinter sind hier nachzulesen.
Ich muss zugeben, auch auf mich trifft dieser Satz zu. Deshalb zieht es mich immer wieder hinaus – zu kleinen und großen Fluchten, fort von Zuhause, weg vom Schreibtisch, hinein in die Berge. Anfang August war ich daher spontan am Arlberg unterwegs. Mit einem Quartier in Oberlech ließen sich Wanderungen direkt von der Haustür aus starten.
Fotografisch sind solche Unternehmungen eine Herausforderung, denn die Priorität liegt auf dem Wandern, Klettern oder Bergsteigen – nicht auf der Fotografie. Man kann nicht ewig an einem Motiv arbeiten, sondern muss die Dinge oft so nehmen, wie sie kommen. Wir hatten extreme Hitze (über 30 °C auf mehr als 1500 m Höhe) und damit eine ständige Gewitterneigung … was in den Bergen durchaus spannend werden kann. In unserem Fall zauberte das Wetter jedoch die eine oder andere eindrucksvolle Wolke an den Himmel.
Eines unserer Ziele war das Karhorn (2416 m), das genau zwischen Warth und Lech liegt. Von der Warther Seite führt ein viel begangener Klettersteig hinauf, während die Lech zugewandte Seite meist nur für den Abstieg und die Rückkehr nach Warth genutzt wird. Nach der Überquerung des Auenfeldsattels eröffnet sich ein beeindruckender Panoramablick – den ich in Form von zehn Einzelaufnahmen festhalten konnte.
(FUJIFILM X-T10 mit X XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS @18.0mm, 1/500s, f/10.0 und ISO200)
Durch die im Sommer ohnehin recht hochstehende Sonne und die Gewitterneigung war die Belichtung der Einzelbilder die eigentliche Herausforderung.
Ich habe mich entschieden, alle Einstellungen – mit Ausnahme des Autofokus – manuell vorzunehmen. Dabei achtete ich darauf, das Histogramm eher im dunklen Bereich zu halten und die Bilder bei Bedarf einzeln im Verlauf der RAW-Entwicklung entsprechend zu korrigieren.
Rückblickend hätte ich einen Graufilter ND3 verwenden sollen, den ich jedoch zusammen mit Teilen meiner Fotoausrüstung im Quartier gelassen hatte.
Normalerweise erstelle ich meine Panoramen mit dem Microsoft Image Composite Editor (kurz ICE), was stets schnell und in hervorragender Qualität gelingt.
Da ich bei diesem Panorama noch eine kleine Retusche durchführen musste, entschied ich mich für die Panorama-Funktion in Affinity Photo, die ebenfalls sehr ansehnliche Ergebnisse liefert und darüber hinaus die Möglichkeit lokaler Korrekturen bietet.
Insgesamt verlief die Entstehung des Bildes wie folgt:
Zunächst erfolgte die Entwicklung der RAW-Dateien mit Photo Ninja, wobei bereits unterschiedliche Korrekturen hinsichtlich Helligkeit und Belichtung auf die zehn Bilder angewendet wurden.
Anschließend wurden die exportierten TIFF-Dateien in Affinity Photo zu einem Panorama zusammengefügt, woraufhin kleinere lokale Korrekturen vorgenommen wurden.
Das folgende Bild zeigt die zehn Einzelaufnahmen sowie deren Belichtungskorrekturen in Photo Ninja.
Und hier nochmals das Panorama als in voller Größe (Achtung, ca. 45MB ..)
Zum Schluss noch eine Anmerkung zur Aufnahmetechnik:
Das Panorama ist – sagen wir mal – spontan entstanden, also ohne Stativ und frei aus der Hand.
Mit etwas Übung und dank der inzwischen sehr leistungsfähigen Panoramafunktionen von Affinity Photo und ICE gelingt das problemlos.
Viel Spaß beim Anschauen, b!