Gibt es das Streetfotografie-Paradoxon?

Eigentlich wollte ich den Beitrag “Gibt es das Leica-Paradoxon” nennen. Aber die Vorstellung der Fujifilm GFX100RF, die Sony RX1 und eine Reihe anderer Kameras haben eine Änderung des Titels sinnvoll erscheinen lassen.

U-Bahn, somewhere

(FUJIFILM X-E4 mit Carl Touit 1.8/32 @32.0mm, 1/640s, f/1.8 und ISO3200)

Die genannten Kameras, insbesondere wenn sie über eine eingebaute Festbrennweite verfügen, zwingen zur Reduktion.

Im Vergleich zu einer heutigen Systemkamera ist der Einsatzbereich eingeschränkt. Für die Sportfotografie fehlt der Telebereich, die Landschaftsfotografie benötigt fast das gesamte Spektrum und deshalb spielt eine Festbrennweite nur am Rande mit, vor allem wenn sie eingebaut ist, die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Wofür könnte man also eine Leica Q3 oder auch die Fujifilm GFX100RF verwenden? Vielleicht ein bisschen Studio (die Leica und die Sony), aber auf jeden Fall Street.

Sound View Cafe

(FUJIFILM X100F mit Built-In Lens @23.0mm,, 1/60s, f/4.0 und ISO1600)

Leica und der Rest

Kameras aus dem Hause Leica haben das Genre der Streetfotografie maßgeblich geprägt. Nicht nur Henri Cartier-Bresson, sondern auch eine Reihe anderer Fotografen wie Joel Meyerowitz und Martine Frank nutzten diese Kameras.

Inzwischen ist aus der M3 von Henri Cartier-Bresson die M11 geworden und Leica liefert mit der Leica Q3 die aktuellen Modelle für die Straße. Perfekt auf ihre Art und mit exzellenten, brillanten Objektiven. Die anderen Hersteller bieten hier ebenfalls hervorragende Qualität, die ihren Preis hat.

Das Paradoxon, …

… das ich als Frage verstanden wissen möchte.

Der Einfluss extrinsischer Faktoren wie Umgebung, Wetter, Lichtverhältnisse und Interaktion mit Menschen ist in der Streetfotografie besonders hoch.

Im Vergleich zu anderen Genres, wie der Studio- oder Landschaftsfotografie, ist die Streetfotografie stärker von diesen äußeren Einflüssen abhängig. Während die Bedingungen im Studio kontrollierbar sind, ist auf der Straße Anpassungsfähigkeit und Reaktionsvermögen gefragt.

Karlsbrücke in Prag

(FUJIFILM X-T1 mit FUJIFILM XF10-24mmF4 R OIS @14.5mm, 50s, f/8.0 und ISO200)

Ein Foto ist daher oft das Ergebnis einer Reihe von Kompromissen, die eingegangen werden müssen. In der U-Bahn oder am Abend wird die Empfindlichkeit der Kamera nach oben gedreht, eine Sekunde zu spät ausgelöst oder die Verschlusszeit ist einen Tick zu lang.

Nicht wenige Bilder von der Straße besitzen einen Hauch von Unvollkommenheit. Das wird von Streetfotografen akzeptiert und vielleicht auch gewollt, auf YouToube wird das kommentiert mit „da musst du draufhalten“ und „ja, das ist eben Street“ …

Die Bilder sind dennoch hervorragend, korrelieren aber nicht unbedingt mit der Qualität der Kameras, mit denen sie aufgenommen wurden. Manchmal denke ich, dass das Foto auch mit einem Smartphone möglich gewesen wäre, wenn man die Situation richtig erkannt hätte und das Teil bedienen kann (damit wäre ich übrigens raus).

In der Streetfotografie ist die Aussage des Bildes stärker als die einhergehende Imperfektion.

Ist es diese Kombination, die den besonderen Stil der Streetfotografie ausmacht? Liegt das Paradoxon darin, dass die teuersten Kameras für das Genre der Fotografie bestimmt sind, in dem Perfektion am wenigsten zählt oder möglich ist?

Bleibt mir gewogen, Euer Albfotograf

5 Antworten zu “Gibt es das Streetfotografie-Paradoxon?

  1. Ich vermisse Pioniere im Text, die Ricoh! und natürlich die sehr erfolgreiche Fuji 100er Serie 🙂

    Warum man ausgerechnet für Street mehr als APS-C braucht….kann ich mir auch (noch) nicht erklären, habe auch mit der M1, E2-4 und T1-T5 gern Street gemacht, aber würde es auch mit der GFX testen!

    Die Formate reizen tatsächlich, 4:1, 1:1 und der Panorama Modus…..

    Wahrscheinlich mit einem Pancake an einer GFX zuerst, die ist schon da, dann kann man 2026 entscheiden, ob die 100RF den Hype der 100V/VI weitergetragen hat.

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  2. Ich vermisse Pioniere im Text, die Ricoh! und natürlich die sehr erfolgreiche Fuji 100er Serie 🙂

    Warum man ausgerechnet für Street mehr als APS-C braucht….kann ich mir auch (noch) nicht erklären, habe auch mit der M1, E2-4 und T1-T5 gern Street gemacht, aber würde es auch mit der GFX testen!

    Die Formate reizen tatsächlich, 4:1, 1:1 und der Panorama Modus…..

    Wahrscheinlich mit einem Pancake an einer GFX zuerst, die ist schon da, dann kann man 2026 entscheiden, ob die 100RF den Hype der 100V/VI weitergetragen hat.

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    • Ich wollte diesen Beitrag nicht unter dem Mantra „X100-Forever“ schreiben 🙂 Ich finde die X100-Serie, aber auch andere wie die Olympus Pen-F, besonders gut für Streetfotografie geeignet und wenn man sich die Bilder im Beitrag anschaut, so sind einige mit der X100F und XE4 entstanden und daher die offene Frage … Ist es nicht paradox, mit den teuersten Kameras ausgerechnet in dem Genre zu fotografieren, wo es am wenigsten auf die Qualität ankommt?

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  3. Generell, nicht nur auf Street bezogen, beantworte ich mir selbst die Frage, warum ich mit richtigen Kameras losziehe, damit, dass ich den Prozess des Bilderstellens mit Vornehmen der Einstellungen sowie die Haptik genieße. Neben der hohen Abbildungsleistung der erwähnten Kameras haben diese ja sicherlich auch in diesem Bereich Vorzüge.
    Dennoch finde ich den Begriff des Paradoxons passend.

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  4. Pingback: Die hat uns noch gefehlt! | Der Albfotograf·

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