Langzeitbelichtungen

Wie treue Leser meines Blogs wissen, sind Langzeitbelichtungen in diesem Jahr ein wichtiges Thema für mich. Häufig fotografiere ich dabei meine Linde in Bronnweiler … einfach aus dem Grund, da ich dort schnell hinkomme, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Irgendwann einmal sollen die schönsten Bilder dieses (meines) Baumes in einem Fotobuch gesammelt werden, daher benötige ich auch ein paar Bilder aus dem Frühsommer. Meine Absicht war, die Linde in Verbindung mit einer Blumenwiese zu fotografieren, was mir auch gelungen ist – dabei habe ich, eine Reihe von Erkenntnissen gewonnen, welche ich mit Euch teilen will.

So richtig spannend wirkt ein Bild, dass mit einer langen Verschlusszeit aufgenommen wird dann, wenn ein statisches Objekt (hier die Linde, oder ein Gebäude, …) in Verbindung mit etwas Dynamischen gebracht wird. Ganz klassisch ist das der Stein im fließenden Wasser, oder halt ein Baum mit darüber hinweg ziehenden Wolken. Es geht also um die Kombination von zwei Elementen, mit unterschiedlichen Eigenschaften.

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(FUJIFILM X-T1 mit X XF10-24mmF4 R OIS @10.0mm, 300s, f/13.0 und ISO200)

Die Wolken

An dem Tag an dem das Bild entstanden ist, war es bewölkt und zwar so dicht das die Sonne nur gelegentlich zwischen den Wolken hervorgeschaut hat. Darüber hinaus war es leicht windig, was die Voraussetzung ist, dass sich die Wolken bewegen. Die Wolken selbst, waren gut sichtbar (mit Struktur), was wiederum den Eindruck der Bewegung unterstützt.

Wenig oder keine Sonne hat den Vorteil, dass der Dynamik-Bereich im Bild kleiner ausfällt und damit der Baum und die Wiese im Vordergrund besser mit Farben und Konturen zu Geltung kommen. Abschließend stellt noch die Richtung, in der sich die Wolken bewegen, einen wichtigen Faktor dar. Wie im Bild zu sehen ist, kamen die Wolken in einem Winkel von ca. 30° auf mich zu, damit konnte ich diesen dynamischen Effekt aufnehmen, welcher nicht vorhanden ist, wenn die Wolken quer über das Bild ziehen.

Der Baum

Nun haben Bäume zum Glück die Eigenschaft, dass sie mit Ausnahme im Winter, Blätter tragen. Was zwar sehr schön ist, aber bei einem zu dichten Blätterdach zu einer dunklen matschigen Fläche führen kann. Daher findet man, wenn man nach entsprechenden Bildern schaut, viele Bäume im Herbst oder Winter oder einfach abgestorbene Bäume, als Motiv für eine Langzeitbelichtung.

Ich wollte aber meine Linde im Frühjahr haben und da hat es nun einmal Blätter … also habe ich in diesem Zusammenhang den hellen Bereich des Himmels (dort wo die Sonne ein bisschen hinter den Wolken hervorgeschaut oder diese stark beleuchtete) hinter dem Baum platziert. Was mir eine helle Aura im oberen Bereich des Baumes beschert hat. Durch die sehr stattliche Größe des Baumes, ist das Blätterdach nicht so dicht und ein wenig Himmel im Hintergrund kann immer noch hindurch scheinen

Die Wiese

Da ich mit der Wiese im Vordergrund den Frühling mit einbeziehen wollte, habe ich mein Stativ recht tief auf den Boden gestellt … das Gras war gut 40cm hoch und das Stativ hier nicht viel höher … ca. 60-70cm werden es wohl gewesen sein. Ich kniete hinter der Kamera, was mit einer ISO-Matte auch bei einer feuchten Wiese ohne Probleme geht. Eine zusätzliche und sehr hilfreiche Unterstützung lieferte noch das klappbare Display der Kamera.

Die Aufnahmetechnik

Um das Foto, wie man so schön sagt, in den Kasten zu bekommen habe ich die folgenden Parameter zur Aufnahme verwendet.

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Ein starkes Weitwinkel-Objektiv (Fujinon 10-24mm), mit 10mm Brennweite, was 15mm im Vollformat entspricht. Bei dieser Brennweite kommt es, mit dem von mir verwendeten Filter-Halter von Formatt-HighTech zu Abschattungen in den Ecken des Bilds, hier ist also auf jeden Fall ein nachträglicher Beschnitt notwendig. Darüber hinaus neigt das Objektiv durch seine 72mm Durchmesser in der Frontlinse zu starker Vignettierung und Reflektion, welche ich zum einen durch das Überziehen eines schwarzen Tuchs und zum anderen (leider) mit Affinity Photo korrigieren muss. Letztendlich ist das auch der Grund wieso ich, wenn immer möglich, das Fujinon 14mm verwende, dass mit seinen 58mm hier deutlich gnädiger ist.

Dazu war es am Nachmittag, trotz der Wolken, sehr hell. Damit ich eine hinreichend lange Verschlusszeit bekomme, habe ich meinen dunkelsten ND-Filter (ND16) verwendet und damit 300s (5min) erreicht, zusätzlich kam noch ein ND 0.9 Verlauf-Filter für den Himmel zum Einsatz. Allerdings musste ich diese sehr lange Verschlusszeit mit einem minimalen Violett-Stich bezahlen, der sich aber recht gut im RAW-Konverter in den Griff bekommen lies.

Für Langzeitbelichtungen verwende ich immer den gleichen Ablauf für das Setup:

  1. Kamera zusätzlich für RAW Aufnahmen einstellen (falls nicht generell im RAW-Format fotografiert wird)
  2. Kamera auf dem Stativ befestigen (auf dem Objektiv sollte schon der richtige Adapter-Ring für den Filterhalter montiert sein)
  3. Anschließen des Fernauslösers und Abschalten des Bildstabilisators im Objektiv  
  4. Komposition des Bildes und anschließende Scharfstellung, über den AF
  5. Verschlusszeit merken und entsprechend des zu verwendenden Filters umrechnen (hier gibt es eine Reihe von Apps welche einem diese Aufgabe abnehmen)
  6. Umschalten des AF auf M … damit verstellt sich der AF nicht mehr
  7. Vorsichtiges Aufsetzen des Filterhalters mit dem entsprechenden Filter(n)
  8. Kontrolle meines schwarzen Tuchs
  9. Kamera auf B und Auslösen der errechneten Belichtungszeit (die Fujis haben hierzu einen Timmer welcher auf dem Klappdisplay sichtbar ist)

Wie immer habe ich auch diese Aufnahme zuerst in Photo Ninja entwickelt und als TIFF exportiert, die finale Retusche und das Tonemapping erfolgten danach in Affinity Photo.

Viel Spaß beim Anschauen (und nachmachen)

b!

2 Antworten zu “Langzeitbelichtungen

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