Sport mit der Fujifilm X-T3

So von Zeit zu Zeit wechsle ich gerne mal das Terrain und fotografiere was ganz anderes. Im Dezember des letzten Jahres war es mal wieder soweit und ich konnte mich der Sportfotografie widmen.

Judo stand auf dem Plan, was mich persönlich besonders freute. Zugegebener Maßen ist Judo nicht gerade eine Sportart, in der man mit extrem kurzen Verschlusszeiten arbeiten muss, alles zwischen 1/500s und 1/1000s funktioniert hier sehr gut, aber Judo findet gerne in dunklen Hallen statt. Eine hohe ISO ist hier Pflicht und das Faktum das weiße Judo-Gi nicht den optimalen Kontrast darstellen macht die Sache auch nicht einfacher.

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(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF50-140mmF2.8 R LM OIS WR @58.7mm, 1/850s, f/2.8 und ISO1600)

Wenn ich Judo bei Kindern fotografieren darf, fasziniert mich immer die Energie mit der im Kampf agiert wird. Da ist manchmal kein Unterschied mehr zu den Erwachsenen zu sehen.

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(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF50-140mmF2.8 R LM OIS WR @50.0mm, 1/850s, f/2.8 und ISO1600)

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(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF50-140mmF2.8 R LM OIS WR @140.0mm, 1/450s, f/2.8 und ISO1600)

Alle Bilder sind mit Blende f/2,8 entstanden, an einer APS-C Kamera wie der Fuji X-T3 oder X-T2 bedeutet das, dass eine Transmission mit Blende 2,8 jedoch einer Schärfentiefe von Blende 4 am Kleinbild (KB) entspricht.

Schärfentiefe bei APS-C

Beim Zeigen der Bilder kam die Anmerkung, dass Bild 1 mit einer KB-DSLR und Blende f/2,8 eine bessere Freistellung gehabt hätte und das Bokeh besser wäre. Dazu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht: Freistellung ja, da hier die Größe des Sensors eine Rolle spielt, Bokeh nein da dieser Faktor vom Objektiv und seiner Konstruktion abhängig ist.

Um also die gleiche Freistellung wie f/2.8 an KB zu erreichen, müsste ich Blende 2.0 bei APS-C verwenden. Zum Beispiel das FUJINON XF56mm F1.2 R, welches einen nicht besonders schnellen AF hat. Hier nutzt auch kein Gejammer, aktuell hat hier Fuji nichts zu bieten was für Sport taugen würde. Das Sigma Art 50-100mm F1.8 DC HSM in Verbindung mit dem Fringer Smart Adapter wäre eine Option, die mir aber hier nicht zur Verfügung gestanden hat.

Ja aber und vielleicht …

Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich früher (Nikon D3) beim Judo keine größere Öffnung als maximal f/3.2 verwendet, hier war oft f/4 mein Standard und dieser Öffnung würde f/2,8 an meinem Fujinon entsprechen. Damit wollte ich der Frage nachgehen, ob es überhaupt sinnvoll gewesen wäre, hier mit f/2 oder f/2,8 im KB-Format zu fotografieren?

Dazu müssen wir ein paar Randparameter kennen:

  1. Abstand Fotograf zum Motiv
  2. Schärfentiefe bei 58mm und dem entsprechenden Abstand für APS-C und KB

Leider konnte ich keine Informationen in den EXIF-Daten der Bilder finden, daher habe ich die Entfernung grob wie folgt ermittelt.

Im Judo wird auf einer 8 x 8m großen Fläche gekämpft und die Kämpfer befinden sich auf der 7ten Matte. Ich, als Fotograf, war an der unteren Ecke und damit ergibt sich eine Distanz von 6,5 x 1,414m = 9,2m und dazu noch ca. 30cm Abstand zur Sicherheit vom Rand. Macht zusammen 9,5m bzw. 950cm.

Hier also die Daten nochmals als Liste:

  1. Abstand zum Motiv = 9,5m
  2. Blende f/2,8 bei APS-C
  3. Blende f/2,8 bei KB
  4. Brennweite 58,7mm bei APS-C (59mm)
  5. Brennweite 89,8mm (89mm) bei KB (Crop-Faktor ist hier 1,53)

Verwenden wir nun Toms Schärfentiefe Rechner oder den dofmaster, bekommen wir die folgenden Werte.

(APS-C, f/2,8 und 59mm):

  • Nahpunkt  = 8,24m (126,4cm / 42%)
  • Fernpunkt = 11,22m (172,2cm / 58%)
  • Schärfebereich = 2,94m

(KB, f/2,8 und 89mm):

  • Nahpunkt  = 8,63m (87cm / 45%)
  • Fernpunkt = 10,56m (106,5cm / 55%)
  • Schärfebereich = 1,93m

Den Schärfepunkt hat der AF nach meiner Meinung beim roten Gürtel gefunden (grüner Kreis im folgenden Bild).

image

Damit ist der Bereich vom Gürtel zu mir ungefähr 1,25m scharf (was man ziemlich gut am Verlauf der Fugen zwischen den Platten sehen kann. Die Diagonale beträgt hier 1,414 … m und vom Gürtel nach hinten weg nochmals 1,1m. Die Abmessungen der beiden Kämpfer würde ich hier mit grob 1,7m schätzen und der geworfene Judoka zeigt mit den Beinen nicht in meine Richtung. Die Kämpfer liegen grob parallel im Schärfebereich.

Vergleichen wir die Werte nun mit dem Schärfebereich, den wir im KB-Format mit 1,93cm haben, dann muss der AF perfekt sitzen damit nicht maßgebliche Teile der Kämpfer den Schärfebereich verlassen. Würden die beiden Kämpfer direkt mit der Achse auf den Fotografen zeigen, also längs zum Schärfeverlauf liegen so werden durch die 45/55% Verteilung mindestens die Beine des geworfenen Judoka unscharf.

Blende f/2,8 an KB kann hier funktionieren, wird aber zu einem deutlich höheren Ausschuss, bedingt durch den zu knappen Schärfebereich, führen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit dieser Blende fotografiert hätte.

Fast alle meiner alten Kampfsportbilder habe ich aus eben diesem Grund mit Blende f/4 und maximal f/3.2 gemacht.

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(Nikon D3, mit Nikkor 70-200mm F2.8 @102.0mm, 1/4000s, f/4.0 und ISO1000)

Fazit

Die Fujifilm X-T3 halte ich (besonders in Verbindung mit einem Objektiv wie dem FUJIFILM XF50-140mmF2.8 R LM OIS WR) für uneingeschränkt verwendbar, wenn es um Action- und Sportfotografie geht. Eine Blende mehr wäre schön, muss aber sehr vorsichtig verwendet werden, um keinen zu kleinen Schärfebereich fest zu legen. Bei erwachsenen Judokas halte ich darum Blende f/2,8 für nicht mehr praktikabel, wenn eine vollständige scharfe Abbildung beabsichtigt wird. Falls die Priorität aber auf nur einem Kämpfer liegt, dann hat hier KB durch die eine Blende einen Vorteil (solange kein äquivalentes Objektiv an der Fuji zum Einsatz kommt).

Vielen Dank fürs Vorbeischauen und bis bald mal wieder.

Euer AlbSportfotograf Smile

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