Sag zum Abschied leise Servus

Schön, dass Du hier vorbei schaust. Ich habe diesen Beitrag aktualisiert, da sich in den letzten Jahren viele Dinge im Fujifilm System geändert haben..

Intro

Inzwischen sind viele Fotografen zu Fuji gewechselt, bekannte und prominente und andere, wie ich. Zwischen Entsetzen und Anerkennung habe ich in den letzten Monaten vieles in diesem Zusammenhang erlebt. Wenn ich mir die Berichte von Fotografen durchlese, dann wird von einer „Stunde Null“ gesprochen, eine Katharsis beschrieben und was weiß ich noch alles und ja, Retro ist auch dabei. Ich würde dazu sagen, wenn es vorher mit Nikon oder Canon nicht funktioniert hat – dann klappt es mit Fuji auch nicht besser. Doch nun zu meinem Abschied …

Der Auslöser

Der Auslöser für meinen Wechsel, war ein recht einfacher Grund: Nikon konnte mir nicht (mehr) die Kamera bereitstellen, von der ich mir eingebildet habe, sie zu brauchen.

Angefangen hat alles mit meiner D700, nach wie vor eine der tollsten Kameras, welche gebaut wurden. Sie war robust, schnell und vor allem flexibel … mit dem Batteriegriff und entsprechenden Batterien hat sich das Teil als „Speedkit“ auf recht ordentliche 7 bis 8fps für die Sport- und Actionfotografie beschleunigen lassen. Alles bestens, bis ich gelegentlich signalisiert bekommen habe, dass meine Fotos gut aber in der Auflösung zu gering wären. 12mpx waren zu wenig oder zumindest grenzwertig. Also begann ich mich, bei Nikon um zu schauen. Mehr Auflösung war kein Problem (D600, D610, D8xx und am Ende die D750) aber keine dieser Kameras konnte, wie die D700 hinreichend beschleunigt werden. Die Suche dauerte lang, sehr lang und zwischendurch kam immer wieder die Überlegung ins Spiel, nämlich eine gebrauchte D4 zu kaufen … aber die ist teuer, auch gebraucht, zumal ich doch auch gerne zwei gehabt hätte.

Eine erste Option

Zum damaligen Zeitpunkt arbeitete ich mit einer D700 und einer sehr günstig erworbenen D3, die D500 hatte Nikon noch nicht am Markt! An einen Systemwechsel wollte ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht denken … „Nikon forever!“ sagte eine Stimme in mir.

Die einzige Liaison, welche ich nebenher hatte, war meine Fuji X10, welche ich mir als „Immerdabei“ Kamera (Jehova, ich habe das Wort gesagt …) gekauft hatte. Fuji hatte ich deshalb im Fokus, tat die großen Kameras der X-Serie (mit Ausnahme der X100) aber schlicht als Spielzeug ab, zum einen funktionierte mein bis dahin verwendeter RAW Konverter (DxO) nicht und zum anderen war der AF grottenschlecht.

Dann kam im Mai 2015 die X-T10 heraus, klein handlich und kompakt (was mir alles egal war und ist) mit 8fps und einem deutlich verbessertem Autofokus System, was wiederum mein Interesse weckte. Bei Nikon hatte sich dato immer noch nichts getan und so dachte ich mir, probier’s mal – “die X-T10 ist nicht teuer und zur Not verkaufst Du sie wieder”. Gedacht, getan und zusammen mit dem 18-135mm und dem 10-24mm wurde die X-T10 als Kit angeschafft. Dazu noch einen Handgriff von Fuji, welcher (so sollte ich erst beim Montieren feststellen) gleich ein Arca-Swiss Profil unten dran hatte. Na, da hat sich ja mal jemand was gedacht! So mein erster Eindruck …und mein kleines Ingenieursherz begann sich zu freuen, so ein bisschen zumindest.

Nun befand ich mich in einem durchaus divergenten Gefühlszustand … auf der einen Seite die neue Fuji welche mich nun öfters begleitete und auf der anderen Seite die Nikons … von denen ich wusste was geht. Welche mitnehmen, wenn man nicht genau weiß, was man alles fotografieren musste … das war die Frage!

_DSF6722_v2_af

(FUJIFILM X-T1 mit X XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS @200.0mm, 1/500s, f/11.0 und ISO200)

Das wird nix mit uns …

Die ersten Action-Shootings mit der X-T10 waren ein Desaster, der AF tat nicht so wie ich wollte und darüber hinaus hatte ich eine Kleinigkeit überlesen: Der Puffer der X-T10 war so klein, dass die 8fps nur gut 1s aufrechterhalten werden konnten. Mist dachte ich mir, dass wird nichts mit uns … also wieder weg damit, nach dem Urlaub … und nahm die D700 mit. Ja, nach dem Urlaub hatte ich gut 1000 Bilder in gewohnter und vertrauter Qualität gemacht … mit der D700, alles Klasse. Verkaufen konnte ich die X-T10 aber nicht, die war beim Kundendienst, der Sensor war dreckig und ich bekam das Ding einfach nicht sauber. Somit blieben die Kamera und auch die Objektive erst mal bei mir.

… oder vielleicht doch, die zweite Option …

Im Herbst sollte es dann nach Südtirol gehen, fotografieren natürlich … dazu bekam ich ein unmoralisches Angebot in Form von einer Fuji X-T1 welche inzwischen alle Vorteile des AFs der X-T10 durch ein Firmware-Update geerbt hatte und von Haus aus einen deutlich größeren Puffer mitbrachte, dabei waren das 18-55mm und das 55-200mm. Das 55-200mm ist nun nicht die Action-Linse aber mit richtig eingestelltem AF, durchaus in der Lage ansprechende Action-Aufnahmen zu machen. Die Kombi X-T1 und 55-200mm funktioniert echt gut, so gut das ich mutig wurde und nur noch mit der X-T1 fotografierte … es ging fast alles damit und die Nikons lagen im Schrank, aus Wochen wurden Monate. Im Frühjahr 2016 konnte ich mir das Fujinon 50-140mm leihen … das war zusammen mit dem AF der X-T1 eine Offenbarung … Hürdensprinter über 20m mit 8fps kein Problem. Supi, ich bekam das Gefühl, dass ist es … und so nebenher hatte sich Photo Ninja als RAW-Konverter eingeschlichen, einfach und schnell, zwar nicht dem vollen Umfang von DxO entsprechend, aber dennoch brauchbar. Ich war angekommen und alles war gut. Im Sommer 2016 wagte ich mich an die Event-Fotografie heran und damit an das Blitzen mit den Fujis, was sowohl mit der X-T10 und der X-T1 tadellos funktionierte. Die Entscheidung war gefallen und die Trennung, also der Verkauf meiner Nikon-Ausrüstung beschlossen. Vor gut 4 Wochen habe ich dann mein letztes Nikkor verkauft und damit meinen Wechsel abgeschlossen.

Zum Schluss

Abschließend würde ich sagen, der Wechsel hin zu Fuji hat sich gelohnt obwohl das Gras auf der anderen Seite auch nicht grüner ist, aber es ist ein anderes Grün – definitiv, eines welches mir besser gefällt. Wenn ich noch einen Vergleich ziehen soll, dann sieht dieser wie folgt aus:

Pro Fuji (primär X-T1 und auch X-T20)

  • Kleiner und leichter als meine Nikons (war für mich aber NIE ein Kriterium, ist aber ein Faktum, welches von vielen Wechslern angesprochen wird und ja, auch auf große Bergtouren und Wanderungen kann ich nun eine „vollständige“ Ausrüstung mitnehmen). Wer es dennoch bei Fuji “schwer” haben will, dem empfehle ich die X-T2 mit Batteriegriff und dem Fujinon XF 16-55mm f/2.8 R LM WR – diese Kombi erschlägt alle Gewichtsgründe 
  • Wetterfest, sowohl die X-T1 als auch einige Objektive aus der XF Reihe sind wetterfest und besitzen einen Schutz gegen Spritzwasser (das war bei der D700 nicht so, und nur die D3 war hier vergleichbar)
  • Die Handhabung der Kameras ist super, es lassen sich alle für mich wichtigen Funktionen auf entsprechende FN-Tasten legen und Blende, Verschlusszeit und ISO liegen auf Bedienelementen welche mir aus meinen Anfangszeiten vertraut sind. Wobei ich hier gestehen muss, dass ich die Verschlusszeiten generell in der T-Stellung über das hintere Einstellrad vornehme, was bei einem „manuellen“ Typen wie mir eine höhere Geschwindigkeit mit sich bringt
  • Der interessanteste Teil sind aber die Firmware-Updates mit denen Fuji quasi eine „neue“ Kamera erschaffen kann. Hier möchte ich nur mal den AF für die X-T1 in der 4er Version, oder HSS beim Blitzen, in der 5er Version nennen … so etwas habe ich bisher noch bei keinem anderen Hersteller gesehen. Hier kann man sich einfach mal die Historie der Firmware-Releases durchlesen, und aufpassen es ist immer die selbe Kamera Winking smile
  • Haptik … ja, es gibt Nikon Kameras und auch Objektive, die erzeugen ebenfalls ein haptisch großartiges Gefühl, ich möchte hier nur mal die D3 mit dem 70-200mm anführen. Allerdings habe ich dieses Gefühl bei jedem der Fujinons aus der XF Serie und nicht nur bei wenigen auserwählten
  • Im Sucher sehe ich wie mein Bild aussehen wird, die Belichtung stelle ich zunehmend nach meinem Eindruck ein, prüfe ich im Anschluss die Lichtwage im Sucher sehe ich, dass ich fast immer richtig liege und das geht alles, ohne die Kamera vom Auge zu nehmen
  • Der Preis, die Fujis sind günstiger … die X-T1 oder inzwischen auch X-T2 sind für deutlich weniger Euronen zu haben wie z.B. die D750 oder die D500
  • Die Objektive der XF-Serie liefern fast durchweg eine super Qualität … da braucht man nur mal bei photozone.de nach zu schauen und KEINES dieser Objektive knackt dabei die 2K€ Grenze. Aus meinem subjektiven Empfinden heraus, würde ich sagen das mein Fuji-Objektive im Schnitt eine bessere optische Leistung haben als ihre Vorgänger in der Nikon-Welt. Ich habe mehr hochwertige Objektive … als davor und die meisten sind “offenblendentauglich”

und Contra Fuji

  • Im Vergleich zu Nikon, kein wirkliches Angebot an Fremdobjektiven, was hier angeboten wird besitzt in der Regel keinen AF und bedient daher irgendwelche Nischen
  • Das Blitzsystem ist noch einiges vom Nikon CLS entfernt, wenn auch diesen Winter sich viele Dinge verbessert haben
  • Kein 200/2 und auch kein 500/4 … wer auf lange Brennweiten angewiesen ist, muss sich mit dem Fujinon XF 100-400mm f/4.5-5.6 R LM OIS WR arrangieren. Dieses Objektiv liefert zwar eine super Qualität, unterliegt aber dennoch den Einschränkungen eines Zooms mit geringer Anfangsöffnung
  • Post-Processing … die Fuji-RAWs stellen viele Konverter vor Herausforderungen, dass war und ist es bei Nikon einfacher einen „ordentlichen“ Konverter zu finden
  • Energie, fotografiert man mit Fuji oder einer anderen DSLM dann ist es immer ratsam nicht nur einen Ersatz Akku in der Tasche zu haben. Die Kamera einfach mal so mit zu nehmen, kann schnell ins Auge gehen. Mit der D700 hatte ich mit 30% Akku-Ladung ein Wochenende in den Bergen fotografiert!

In der Aufzählung habe ich bewusst zwei Punkte weggelassen, die ISO und FX vs. DX. Die Leistung bei High-ISO ist, wenn ich die D3 mit der X-T1 vergleiche knapp eine Stufe schlechter. Bis einschließlich 3.200 ISO kann ich mit der X-T1 noch brauchbare Ergebnisse erziehen, die D3 lieferte hier noch recht gute Arbeit bis 6.400 ISO ab, mehr geht immer bei beiden Kameras – aber diese Grenzen habe ich für mich festgestellt und definiert. Mag sein, dass der eine oder andere höher gehen mag und auch kann.

FX vs. DX füllt schon eine Menge an Foren und Blogs, ich will diesen Punkt subjektiv betrachten und nenne das immer gerne “Out of the Bag”, sprich was habe ich und was brauche ich. Das lichtstärkste Objektiv unter Nikon war mein Nikkor AF 85mm f/1.8 D (FX) und dem konnte ich das Fujinon XF 56mm f/1.2 R gegenüberstellen und habe somit einen Gleichstand, welcher aber nicht gezogen werden kann, wenn z.B. ein 85mm/1.2 oder ähnlich unter FX verwendet wurde.  Öffnungen in dieser Größe konnte ich für mich unter FX nicht exponieren und habe damit eher Probleme, als Vorteile gehabt.

Outro

Spätestens seit Fuji die X-T2 vorgestellt hat, bleiben hier fast keine Wünsche mehr offen. Lange Brennweiten und das Blitzen … mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein. Was die Tele-Objektive angeht, so ist für 2018 „etwas Dickes“ angesagt und das Thema Blitz müsste eigentlich in einem extra Blog verarbeitet werden. Bleibt noch zum Abschied das leise Servus an Nikon, es war eine schöne, spannende und gute Zeit, die ich nicht missen will, weiter geht es mit Fuji und wir werden sehen wohin uns die Reise führt.

Vielen Dank fürs Vorbeischauen und viel Spaß beim Fotografieren.

Euer Albfotograf

Eine Antwort zu “Sag zum Abschied leise Servus

  1. Pingback: DxO PhotoLab 5 mit Fujifilm X-Trans Support | Der Albfotograf·

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