Vor einiger Zeit habe ich mir das Bracketing der Fuji-Kameras angeschaut und nach dem Gespräch mit einem Fuji-Fotografen genauer mit dem Bracketing von Belichtungseinstellungen auseinandergesetzt.
Mein Ziel war, bei zu geringem Dynamikumfang einfach eine hinreichende Anzahl von RAWs zu einem HDR zu montieren. Die Erfahrungen möchte ich hier mit Euch teilen.
Spoiler
Bevor nun Fotografen abwandern, mein Ergebnis hat nix mit Fuji-Kameras zu tun. Es kann auf jede aktuelle Kamera von Nikon, Sony, OM-D oder auch Canon übertragen werden.
Einstieg und Grundlagen
Da ich das Thema ETTR (expose to the right) nicht noch einmal behandeln will, möchte ich auf diesen älteren Beitrag von mir und auf den aktuellen Artikel von Rico Pfirstinger hinweisen.
Beide Artikel beschrieben wie das Optimum bei der Aufnahme einer RAW-Datei erreicht und damit das Maximum für ein Bild herausgeholt werden kann.
Was HDR ist, erklärt dazu Wikipedia und dazu gibt es von ON1 noch ein paar Videos die das Thema behandeln, schließlich ist ON1 Photo RAW der Konverter mit dem ich hier arbeite. Aber auch das ist unabhängig. Verwenden kann man jedes Programm, was HDR Bilder aus RAW-Dateien erzeugen kann.
Während die Belichtung nach ETTR versucht das Maximum für eine Aufnahme zu erreichen, erweitert HDR den Spielraum durch die Kombination von Bildern mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen.
Einstellungen der Kamera
An meiner Fujifilm X-T3 habe ich dazu die folgende Einstellung(en) verwendet.
- +/- 7 Bilder mit je einer (1) Blende Abstufung
Die aufgenommene Belichtungsreihe wird damit mit jedem Bild um eine Blende abgestuft.
- Bild 1/30s
- Bild 1/4s (+3)
- Bild 1/8s (+2)
- Bild 1/15s (+1)
- Bild 1/60s (-1)
- Bild 1/125s (-2)
- Bild 1/250s (-3)
Blende (f/14) und ISO (160) bleiben dabei gleich. Das Verfahren zeigt gleich den ersten Punkt, worauf man achten muss, kann man noch 1/30s bei ~20mm problemlos aus der Hand fotografieren, sind bei einer Verschlusszeit von 1/4s entweder ein Bildstabilisator oder noch besser der Einsatz eines Stativs sinnvoll.
Wichtig für die Belichtungsreihe ist ein erstes und von der Belichtung passendes Bild. Abhängig von diesem wird die Belichtung der weiteren Bilder entsprechend den Einstellungen abgeleitet. Hat man hier eine suboptimale Einstellung verwendet, kann man das HDR Bild auch mit nur einer Auswahl aus der Belichtungsreihe erstellen, also mit sechs oder nur fünf Bildern.
HDR in ON1 Photo RAW
Ein HDR wird in ON1 Photo RAW mit den folgenden Schritten erstellt und geht dazu noch recht zügig.
Auswahl aller Bilder im Browse Module. Dann entweder auf das HDR Icon am rechten Rand klicken oder im Kontext-Menü (rechte Maustaste) Create HDR… auswählen.
ON1 Photo RAW ist beim Erstellen von HDRs deutlich schneller als bei Panoramen und liefert schon nach wenigen Sekunden den Dialog, um eine Reihe von Anpassungen vorzunehmen.
Der HDR-Look kann nachträglich angepasst werden, die für mich wichtigen Einstellungen sind die Anzahl der für das HDR zu verwendenden Bildern und das dafür zu verwendende Deghosting. Wie stark ON1 Photo RAW versuchen soll, Geisterbilder zu vermeiden liegt vor allem am Motiv. Bei einem Fluss wie in diesem Fall, müssen wir uns mit den Überlagerungen abfinden und sie stören auch nicht. Ich gehe hier selten auf einen Wert über Medium, sondern bleibe eher auf Low oder sogar Off.
Mit Save erstellt ON1 Photo RAW das HDR für eine abschließende Bearbeitung. Nachdem es der Kran auf der rechten Seite im Bild sogar in einem Fotoreiseführer über Berlin geschafft hat (#jaworskyj) spare ich mir die Bearbeitung und lassen ihn ebenfalls im Bild
(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF16-80mmF4 R OIS WR @20.2mm, 1/30s, f/14.0 und ISO160)
Nach dem Bearbeiten des HDR dachte ich mir, ob ich nicht mit einem einzelnen und optimal belichteten Bild ein ebenso gutes oder zumindest ähnliches Ergebnis erzielen könnte?
Entwicklung eines einzelnen Bildes in ON1 Photo RAW
Meine Auswahl fiel dabei auf das dritte RAW der Belichtungsreihe, dieses wurde mit 1/8s Verschlusszeit fotografiert und ist damit 2 Stufen heller wie das erste Bild mit 1/30s. Das wichtigste Auswahlkriterium war, dass möglichst viel Licht vorhanden ist und möglichst wenig kritische Bereiche überbelichtet sind. Ich hatte das schon in einigen anderen Blogs geschrieben, die Sonne liegt in ihrem Zentrum immer bei 255, ist also nicht das eigentliche Kriterium, vielmehr geht es um die Bereiche drum herum und den Himmel selbst.
Mit der im folgenden Bild vorhandenen Dynamik denke ich, dass eine Bearbeitung noch gut möglich ist.
Dazu habe ich die folgenden Bearbeitungsschritte angewandt.
Die Maske im vierten Bearbeitungsschritt habe ich verwendet um die Schatten links im Bild besser aufhellen zu können.
Zum Schluss der Vergleich
Natürlich oder vielleicht auch zum Glück, ist das HDR einen Tick besser als mein nach ETTR belichteten Bildes. Aber es ist wirklich nur ein Tick, wie man im Vergleich sehen kann. Möglicher Weise lässt sich der Unterschied durch weitere Bearbeitung nochmals reduzieren.
Entwicklung als HDR
(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF16-80mmF4 R OIS WR @20.2mm, 1/30s, f/14.0 und ISO160)
Entwicklung nach ETTR
(FUJIFILM, X-T3 mit FUJIFILM XF16-80mmF4 R OIS WR @20.2mm, 1/8s, f/14.0 und ISO160)
Vor allem im rechten Bereich um die Sonne herum, zeigt das HDR eine deutlich bessere Darstellung.
Letztendlich ist es eine Abwägung, wie viel Dynamikumfang man braucht. HDR besteht immer aus mehreren RAWs die gemacht werden müssen und im Falle von ON1 Photo RAW und auch Adobe Photoshop aus einer, dass finale HDR präsentierenden Datei, alles zusammen belegt Speicherplatz. Dazu werden bis zu neun Einzelaufnahmen benötigt, was wiederum den Einsatz des elektronischen Verschlusses (ES) sinnvoll erscheinen lässt.
Für ein einzelnes, nach ETTR belichtetes Bild, reicht genau genommen eine Aufnahme. Es gibt keine Probleme mit dem Deghosting und auch die Kamera wird nicht so sehr belastet, genauso wie die Speicherkapazitäten auf den Karten und dazu Zuhause auf dem Computer geschont werden.
Vielen Dank, dass Ihr an diesem Morgen in Berlin auf der Ebertbrücke mit dabei wart.
Bleibt mir gewogen, Euer Albfotograf